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Autorin der Woche vom 13.05.2024 bis zum 19.05.2024

Wenn schon die Geschichten der Autorinnen und Autoren der Schattenzeilen interessant sind, um wie viel mehr müssen dann die Menschen faszinieren, die ihre Fantasien, Träume und Erlebnisse - ihr BDSM - so lebendig zu Papier bringen?

nietslede

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Wir stellen dir in dieser Woche nietslede vor. Mit nietslede haben wir ein Interview geführt. Im Anschluss findest du alle Veröffentlichungen von nietslede auf den Schattenzeilen.

Jona Mondlicht führte dieses Interview am 19.01.2005 mit nietsledE.

 

 

Wie kamst Du zu Deinem Nicknamen, nietsledE?

 

Ich hatte im Chat den Nicknamen Edelstein, also wählte ich einfach die Rückwärtsvariante meines Nicks. Edelstein rückwärts: nietsledE.

 

 

Hat die Auswahl des Wortes Edelstein irgendeine Bedeutung?

 

Nein, keine besondere, außer dass ich Rubine sehr mag.

 

 

Sammelst Du solche Steine?

 

Nein eigentlich nicht. Ich habe als Kind immer alle möglichen Steine angeschleppt, bis wir irgendwann umgezogen sind und ich mich schweren Herzens davon trennen musste. In Urlauben verfalle ich auch schon mal dieser Sammelleidenschaft, aber ich versuche, sie wirklich sehr, sehr zu beschränken... Ich habe auch quasi einen Ersatz gefunden und bringe einfach von jedem Urlaub ein Gläschen Sand mit. Kleine Steinchen… Ich muss zugeben, dass ich nicht sehr gerne Staub wische, also sind es mehr praktische Erwägungen, die mich dazu bewegen, mich größeren Sammlereien nicht hinzugeben.

 

 

In welcher Stadt wohnst Du? Was gefällt Dir dort besonders?

 

Ich wohne in der Nähe von Dortmund. Mir gefällt hier der Mix aus Erreichbarkeit der größeren Städte und dem Abgelegenen, der Natur. Man muss weder auf das Eine noch auf das Andere verzichten.

 

 

Wann hast Du Deine Neigung zu BDSM entdeckt? Lebst Du sie aus?

 

Meine "Neigung" zu BDSM habe ich vor etwa drei Jahren entdeckt und ich lebe sie auch aus. Ich empfinde sie als eine Bereicherung meiner Sexualität.

 

 

Wie hast Du sie entdeckt?

 

Die Frage ist, wann sie mir bewusst geworden ist. Irgendwie war eine Neigung in diese Richtung schon lange da, bereits im Jugendalter, sicherlich aber nicht in der Form wie heute. Es waren eher die Grundzüge. Ein Bewusstsein dafür entwickelte sich langsam bei mir. Den Anfang dafür sehe ich heute in einem Gespräch, das ich vor längerer Zeit führte. Es war ein BDSMler, mit dem ich per Zufall ins Gespräch kam. Das Thema kam auf Sexualität und weckte einfach meine Neugier. Ich begann einige "Nachforschungen" vor allem in der Literatur, in Erfahrungsberichten und so weiter. So fing das Ganze an.

 

 

Ich stelle es mir nicht einfach vor, mit einem BDSMler zufällig in ein Gespräch über erotische Vorlieben verwickelt zu werden, wenn man selbst sich seiner eigenen Leidenschaft gar nicht bewusst ist. Wie hast Du das geschafft? Wie fand das Gespräch sein Ziel?

 

Es war eher Zufall. Es war nicht geplant, dass sich das Gespräch dahingehend entwickelt, aber wie das manchmal so ist, ein Wort ergab das andere und die Neugierde war geweckt. Ich war, auch wenn ich mir dieser Leidenschaft nicht bewusst war, schon damals eine sehr neugierige oder besser gesagt wissensdurstige Person. Diese Neugierde treibt mich manchmal einfach an. Da mein Gesprächspartner von damals auch sehr offen war im Umgang mit diesem Thema, war das nicht sehr problematisch, darüber zu sprechen.

 

 

Was fasziniert Dich an BDSM besonders?

 

Hmm, ich denke, es ist die Tiefe einer solchen Beziehung, die mich fasziniert. Sie ist für mich persönlich geprägt von einem hohen Maße an Vertrauen, einem genauen Kennen des Partners und einem ständigen Bestreben, den Partner zu verstehen. Man kann meiner Meinung nach nur so die so genannten "Grenzen" des Partners erkennen. Sicherlich macht einen Teil der Faszination auch der Ideenreichtum aus, mit dem man seine Sexualität gestalten kann.

 

 

Menschen, die kein BDSM mögen, kennen keine Grenzen oder erfahren sie nie?

 

Nein, so würde ich das nicht ausdrücken. Jede Art der Sexualität hat seine Reize und bietet die Möglichkeiten, Grenzerfahrungen zu machen. BDSM ist für mich nur etwas stärker davon geprägt oder daraufhin gerichtet. Vielleicht ist das Wort "zielgerichteter" auf diese Grenzen hin das richtige. Ich würde nie behaupten, dass Nicht-BDSMlern etwas entgeht oder ihre Sexualität weniger spannend ist. Es gibt kein Nonplusultra für die ganze Menschheit. Jeder hat unterschiedliche Wünsche, Einstellungen... man sollte einfach das Beste daraus machen, egal ob BDSMler oder kein BDSMler.

 

 

Toleranz dem Anderen gegenüber... Wird Dir selbst Toleranz entgegen gebracht, wenn Deine Neigung bekannt ist?

 

Das ist sehr unterschiedlich. Ich muss zugeben, dass ich nur wenige Freunde ins Vertrauen gezogen habe. Ich denke, viele würden es nicht verstehen. Ein Freund, den ich ins Vertrauen gezogen habe, war seinerzeit dermaßen geschockt, dass er sich ein halbes Jahr lang kaum bei mir gemeldet hat. Ich habe mir damals sehr viel Mühe gegeben, damit er es versteht, aber es war sehr, sehr schwer. Er hat mich nie verurteilt, aber ganz verstehen konnte er es einfach nicht. Es passt so gar nicht zu mir, sagte er mir damals. Es machte ihm wohl Angst, dass es das erste Mal war, dass er mich wirklich nicht verstehen konnte, es nicht nachvollziehen konnte, wieso ich so etwas mag. Da habe ich gemerkt, wie schwer das eigentlich ist, das wirklich zu verstehen. Ich erinnerte mich, wie ich früher auch über solche Dinge geschmunzelt habe und gedacht habe, dass für einen masochistisch veranlagten Menschen ein Zahnarztbesuch beispielsweise das reinste Vergnügen sein muss. Mit dem besagten Freund hat es ein gutes "Ende" gefunden. Er akzeptiert es und hat seinen ersten Schock überwunden. Mittlerweile ist es kein belastendes Thema mehr in unserer Freundschaft.

 

 

Hast Du den Freund gefragt, wie er zu seiner Einschätzung gelangte, BDSM würde "so gar nicht" zu Dir passen? Gibt es Deiner Meinung nach Menschen, zu denen BDSM passt? Kann man es einem Menschen ansehen, dass er solchen Leidenschaften nachgeht?

 

Ich musste ihn nicht fragen, ich wusste ja, was er meinte. Wie sagte er immer, ich würde so "unschuldig, lieb" aussehen, als ob ich kein Wässerchen trüben könnte. Ich denke, wenn man mit BDSM keine Berührung hatte, hat man gewisse Vorstellungen von den Menschen, die es ausleben... so Richtung Lederklamotten, Piercings, ein ungewöhnlicher Beruf, etwas Rebellisches... so diese Richtung. Sicher gibt’s auch solche Menschen, die BDSM ausleben und genau diesen Vorstellungen entsprechen, aber genauso gut gibt es diese äußeren Merkmale auch bei Menschen, die mit BDSM nichts am Hut haben. Ich finde diese Etikettierung ohnehin etwas weltfremd. Es gibt überall in jeglichen Kulturen, Glaubensrichtungen, sexuellen Orientierungen und so weiter völlig unterschiedliche Menschen.

Die einen mögen dies, die anderen jenes - und um auf Deine Frage zu antworten, ob es Menschen gibt, zu denen BDSM passt, kann ich nur sagen, dass es wohl Menschen gibt, denen man es eher zutraut, aufgrund ihrer Art, ihres Aussehens, ihrer Einstellungen, was auch immer man in seinem Kopf mit BDSM verbindet. Nur ob man da so immer richtig liegt, wage ich zu bezweifeln. Auch hier gilt, dass man einem Menschen nur immer vor den Kopf schauen kann und nicht hinein. Wir sind alle Individuen mit anderen Lebenserfahrungen, anderen Vorlieben und Lebensarten, wie sollte es da ein oder mehrere typische Erkennungsmerkmale geben, an denen man erkennen könnte, dass der oder die BDSM lebt? Wobei es sicherlich auch BDSMler gibt, die bestimmte Merkmale als Zeichen tragen, wie zum Beispiel den Ring der O. Bei denen ist zumindest die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man es ihnen quasi ansieht.

 

 

Was denkst Du über Grenzüberschreitungen während des Spiels?

 

Das kommt darauf an, wie Du das meinst. Meinst Du Grenzüberschreitungen, die Tabus überschreiten, also etwas, dass das Gegenüber nicht will, oder Grenzüberschreitungen im Sinne von Grenzerweiterungen, die im Endeffekt von beiden Parteien angestrebt und gewollt werden?

Ich vermute das Erste.

Aus meiner Sicht ist das ein sehr sensibles und leider oft vorkommendes Problem. Ich halte es für mehr als bedenklich, wenn so etwas geschieht.

Das Vertrauen ist sehr wichtig in einer Beziehung. Tabubrüche zerstören schlichtweg dieses Vertrauen. Letztendlich ist das ein Thema, über das ich sehr viel erzählen könnte. Auch da kommt es sicherlich immer auf die Umstände an. Mag sein, dass manche Tabubrüche aus Unwissenheit, Unerfahrenheit oder Unaufmerksamkeit passieren können, manches kann man sicher noch richten, wenn Beide dazu bereit sind, aber jeden Tabubruch, der mit Absicht oder aus einem Sich-Nicht-Zurückhalten erfolgt, halte ich für sehr gefährlich.

Es kann sowohl starke physische, aber auch psychische Folgen hinterlassen und man sollte dem mit der angemessenen Ernsthaftigkeit begegnen. Es ist nicht einfach ein Spiel, das sollte jedem klar sein.

 

 

Sind Grenzüberschreitungen, die nicht im gegenseitigen Einvernehmen geschehen, denn überhaupt noch BDSM?

 

Eine interessante Frage. Dazu müsste man sich zuerst die Frage beantworten, was BDSM ist. Man könnte auch fragen, ist es denn Sex, wenn man ihn gegen seinen Willen ausübt? Ich denke, man kann es so und so sehen, je nachdem, welche Definition man für Sex oder in dem Fall BDSM hat. Für mich ist Sex gegen den eigenen Willen Vergewaltigung, und nichts anderes ist BDSM, wenn es nicht im gegenseitigen Einverständnis passiert.

 

 

Hast Du selber Grenzen, die Du irgendwann gerne erreichen oder überschreiten möchtest?

 

Sicherlich, die hat meiner Meinung nach jeder Mensch. Auch fernab der Sexualität.

 

 

Haben nur subs Grenzen? Oder hat auch Dom ganz eigene Grenzen?

 

Jeder Mensch hat Grenzen, ob Dom, Sub oder Vanilla. Für viele Doms ist es kein gängiges Thema... leider.

 

 

Wie entstehen Deine Geschichten? Schreibst Du eher spontan oder planst Du jeden Geschichtenverlauf im Voraus?

 

Meine Geschichten entstehen, in dem ich sie schreibe, also spontan. Ich plane fast nie voraus und wenn, dann höchstens grob. Ich lasse mich einfach treiben, wenn ich sie schreibe.

Manchmal enthalten die Geschichten wahre Elemente, sie sind allerdings nie eine genaue Wiedergabe eines Erlebnisses. Zumindest nicht die veröffentlichten Geschichten.

 

 

Also gibt es unveröffentlichte Geschichten? Welche Eigenschaft einer Geschichte entscheidet über die Veröffentlichung?

 

Es gibt auch unveröffentlichte Geschichten. Diese Geschichten sind Erzählungen von Erlebnissen und genau diese Eigenschaft entscheidet darüber, ob ich sie veröffentliche oder nicht. Sie dienen mir sozusagen als eine Art Tagebuch…

 

 

Gab es Meinungen von Lesern zu Deinen auf den Schattenzeilen veröffentlichten Geschichten?

 

Es gab einige Meinungen zu meinen Geschichten und ich finde diese Rückmeldungen auch immer sehr spannend. Ich freue mich, wenn meine Geschichten den Menschen, die sie lesen, gefallen, wenn sie sich darin wieder finden oder sie sich einfach davon beflügeln lassen.

 

 

Wenn Du an den Schattenzeilen etwas verändern könntest, würdest Du...

 

... würde ich die Umständlichkeit des x-check abschaffen... aber ich weiß, dass es aufgrund geltender Rechtslage nicht möglich ist. Ansonsten fehlt mir ein wenig die frühere, wesentlich kleinere Runde... Doch gute Seiten sprechen sich herum und ich gönne auch jedem das Vergnügen, sie zu besuchen.

 

 

Ein letztes Wort...

 

Es machte Spaß, Deine Fragen zu beantworten. Ich habe gemerkt, dass es auf viele Fragen keine eindeutigen Antworten gibt. Es gibt so viele Wenn und Aber, die berücksichtigt werden müssen. Was ich zumindest gemerkt habe in Bezug auf BDSM, dass es da für nichts ein Patentrezept gibt. Man sollte Vieles mit Vorsicht genießen und seinen Kopf einschalten.

Nochmals Danke für diese Möglichkeit zum Interview und ich wünsche Euch ganz viel Glück mit Eurer Seite.

 

 

Auch Dir einen herzlichen Dank für Deine Antworten und die Gelegenheit, ein wenig in Deine ganz persönlichen Gedanken über BDSM hineinsehen zu dürfen.

Die Urheberrechte dieses Interviews liegen bei $weeklyauthor_name. Eine weitere Veröffentlichung oder Verwendung darf nur nach persönlicher Zustimmung und unter Nennung der Veröffentlichung des Interviews auf den Schattenzeilen erfolgen.

 

Alle Veröffentlichungen von nietslede:

Autoreninterview

von nietslede

Jona Mondlicht interviewte nietsledE am 19.01.2005.

Veröffentlicht am 01.02.2005 in der Rubrik Gefragt.

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Begegnungen

von nietslede

Ein Traum, oder nicht? Wer ist der geheimnisvolle Lord, der Virginia sieben Jahre lang beobachtet hat und ihr nun auf eine sehr eigene, aber effektive Art und Weise die völlige Unterwerfung bringen möchte?

Veröffentlicht am 01.08.2003 in der Rubrik BDSM.

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Die Schwierigkeit des Fallenlassens

von nietslede

Ungeduldig ist sie und testet gerne ihre eigenen Grenzen aus. Und sie wünscht sich, dass ihr Dom dann und wann wesentlich konsequenter sei. Doch als ihr Wunsch in Erfüllung geht, kämpft sie tatsächlich mit ihrem Trotz darüber, dass er ihren Wunsch auf seine Weise verstanden hat.

Veröffentlicht am 18.05.2003 in der Rubrik BDSM.

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Das Treffen

von nietslede

Das erste Treffen. Wir kannten uns seit Monaten, kannten nur unsere Stimmen. Die Ängste und Bedenken nahmst du mir in vielen Telefonaten mit deiner Stimme. Wie aber wird die Realität sein? Welche Gefühle wirst du in mir hervorrufen?

Veröffentlicht am 23.04.2002 in der Rubrik BDSM.

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Die Schattenzeilen bedanken sich bei nietslede für 4 Veröffentlichungen !

Weitere Informationen und Autorenseite von nietslede.

 

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